Hansdampf in allen Gassen“ hört auf

Von Timo Lämmerhirt
Das Wort „Glücksgriff“ ist häufiger bei
der Verabschiedung von Paul Schneider
im Barockzimmer des Gmünder Rathaus
gefallen, ja sogar „Lieblingsmensch“ kam
vor. Ein Glücksgriff für die Stadt, vor allem
aber für den Gmünder Sport, Lieblingsmensch
an den Schulen. 1990 trat
Schneider das Amt als Stadtsportlehrer
an – nun geht er in den verdienten „Unruhestand“,
wie es Sportbürgermeister Joachim
Bläse charmant nannte. Denn, das
wissen die meisten Gmünder: Schneider
ist keiner, der die Füße hochlegt und Langeweile
im Ruhestand bekommt. Es waren
viele Gäste bei Schneiders Verabschiedung
gekommen, viele Wegbegleiter,
einige Schüler und natürlich die Familie,
angeführt von Frau Erika, die bei den
nicht wenigen Laudatien an Schneiders
Seite stand. Und dann war da noch eine
ganz entscheidende Figur für die Vita
Schneiders: Otto Baur, der den TV Wetzgau
bereits seit den Sechziger Jahren
prägte. „War es nun Fügung oder Zufall?
Ich sage, dass es Fügung war, dass ich da-
mals durch Zufall mit Paul in einem
Raum gewesen bin“, so Baur, der Schneider
einst gemeinsam mit Edelbert Krieg
in der Sportstadt Gmünd installierte, den
Weg der Karriere Schneiders in Schwäbisch
Gmünd ebnete. Krieg konnte
krankheitsbedingt nicht an der Verabschiedung
teilnehmen.
„War es nun Fügung oder Zufall?
Ich sage, dass es Fügung war, dass
ich damals durch Zufall mit Paul in
einem Raum gewesen bin.“
Otto Baur
„Damals, 1990, sind wir neue Wege gegangen
mit der Anstellungsträgerschaft.
Da ist Paul Schneider als Stadtsportlehrer
gestartet – und wenn es ihn nicht gegeben
hätte, hätte man ihn genauso erfinden
müssen“, lauteten die Worte Bläses.
Schneider hat in diesen nun 29 Jahren
weitaus mehr geleistet für die Stadt, als
bloß Trainer zu sein beim TV Wetzgau.
„Er kann die Menschen motivieren, er
begeisterte die Kinder bei den Schulbesuchen
und ihm war stets der Grundlagensport
wie das Turnen so wichtig. Das ist
schließlich die Grundlage für zig Sportarten“,
so der Sportbürgermeister weiter.
Schneider bleibt der Gmünder Gesellschaft,
vor allem aber dem Gmünder
Sport weiter verbunden. Bei der erst
kürzlich stattgefunden Wahl ist er in den
Gemeinderat gewählt worden. „Er übernimmt
nun andere Funktionen, deswegen
strenge ich mich auch so an“, sorgte Bläse
für laute Lacher. Doch auch als Trainer
des TV Wetzgau wird er weitermachen –
und deswegen bekam er auch kein Geschenk,
wie Stefan Preiß, Vorsitzender
des TVW, schmunzelnd sagte: „Wir verabschieden
dich ja nicht.“
Natürlich war auch der Vorsitzende des
Turnvereins voller lobender Worte für
Schneider: „Er hat Generationen an den
Sport geführt und an dieser Stelle möchte
ich gerne Otto Baur zitieren: Es war die
größte Leistung für den Turnsport bei
uns, Schneider aus Süßen nach Gmünd zu
holen.“ Die Resonanz bei diesem Abschied
von zumindest einer Funktion
Schneiders zeigt auf, dass mit dieser Person
eine Lücke entstehen wird. Preiß beschreibt
auch relativ deutlich das Naturell
Schneiders: „Wenn er mal ausnahmsweise
keine Einsätze am Wochenende
hat, dann ist er als Kampfrichter unterwegs
und vermeidet dadurch, dass der
TVW eine Strafe bekommt. Er ist ein
Hansdampf in allen Gassen.“
Einfach nur ‚Der Schneider‘
Daniela Maschka-Dengler, Rektorin
der Friedensschule, bedankte sich ebenfalls:
„Mit Paul geht aus schulischer Sicht
unser Lieblingsmensch. In den Schulen
wird er schlicht ‚Der Schneider‘ genannt.
Die Fußstapfen sind groß, die er hinterlässt,
doch ich bin mir sicher, dass er einen
Nachfolger findet, der diese irgendwann
vielleicht ausfüllen kann“, so
Maschka-Dengler.
Ralf Wiedemann, Vorsitzender des
Stadtverbands Sport sagte, dass er
Schneider mit einem lachenden und einem
weinenden Auge in den Ruhestand
schicke. „Ich weiß, dass er nun Zeit für
andere Dinge findet und das freut mich
natürlich. Auf der anderen Seite verlieren
wir einen hervorragenden Stadtsportlehrer,
der diese Rolle ausgefüllt hat, wie es
besser nicht geht.“ Schneider habe den
Turnsport in Schwäbisch Gmünd über die
Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht.
Welches Abschiedsgeschenk hätte für
Schneider schöner sein können als das,
was Klaus Arnholdt, Leiter des Amts für
Bildung und Sport schließlich ins Barockzimmer
rollte? Keines, denn er
brachte einen alten Magnesia-Behälter,
gefüllt mit allerhand Leckereien – es
passte eben alles an diesem Tag wie die
Faust aufs Auge, um einen kurzen Ausflug
in eine andere Sportart zu unternehmen.

Zur Person:

Paul Schneider
Zur Person
� 1982: Schneider kommt nach Deutschland, zuvor
trainierte er die rumänische Jugendnationalmannschaft
der Turner
1984: Beginn Trainertätigkeit beim TSV Süßen
1990: Karrierestart in Schwäbisch Gmünd als
Stadtsportlehrer und als Trainer beim TV Wetzgau,
Bargau wurde zunächst auch noch betreut –
Schneider ist der erste Stadtsportlehrer Gmünds
ab 1990: Aufbau des Kindersportspaß-Programms
in Gmünd
2013: Deutscher Meister mit dem TV Wetzgau
2012 und 2015: jeweils Dritter der Deutschen
Meisterschaft mit dem TV Wetzgau

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